Die Unselbstständigkeit in unnatürlichen Gruppenkonstellationen
am Beispiel "Ernährung"

 

"Was können wir überhaupt noch essen?"

 

"Was können wir überhaupt noch essen?", fragen regelmäßig wiederkehrend sehr viele Menschen in diesem Land, wenn gerade mal wieder ein so genannter "Fleischskandal" durch die Presse fegt. In der Regel ist diese Frage als Vorwurf formuliert und an die nächst höhere Instanz "Lebensmittelproduzenten" gerichtet.
 

Ich behaupte: Hinter all den Empörungen, die zu jenen Zeiten geäußert werden, steckt vor allem eins: der tiefe Wunsch, die Verantwortung für das eigene Ernährungsschicksal auf andere, "höhere" Mitglieder dieser "Gesellschaft" abschieben zu können, anstatt einmal den eigenen Kopf zum Nachdenken benutzen. In so fern kann die Frage "Was können wir überhaupt noch essen" eigentlich gar nicht so richtig ernst gemeint sein. Denn selbstverständlich wissen wir insgeheim sehr wohl, dass wir in dem Moment, in dem ein einzelnes Lebensmittelprodukt (aus welchen Gründen auch immer) aus den Supermarktregalen verschwindet, noch immer hunderte andere Produkte zur Auswahl haben. Vielen Verbrauchenden fällt diese Einsicht jedoch schwer, da es für solch einen gedanklichen Ansatz notwendig wäre, sich auf eine natürliche Nahrungsvielfalt und mitunter bislang unbekannte oder verdrängte Zutaten zurück zu besinnen.

Dies würde bedeuten, abermals Abschied von übergestülpten und oftmals sehr phantasielosen (aber vertrauten!) Ernährungsübereinkünften nehmen zu müssen.

 

Der berühmt-berüchtigte Ausspruch "Dann kann man ja eigentlich gar nichts mehr essen!" ist übrigens eine weitere deutliche Unselbstständigkeitsbekundung und vergleichbar mit der hilflosen Argumentation eines Grundschülers, der Fünf plus sieben nicht lösen mag und als Ausflucht behauptet, es gebe gar kein Ergebnis.

 
Einblick in die klassisch begrenzte Lebensmittelauswahl eines fremdbestimmten Alltagskonsumenten.

 

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