Unnatürliche Gemeinschaften

Unnatürliche Gemeinschaften sind häufig auf den ersten Blick nicht von natürlichen Gemeinschaften zu unterscheiden. Das liegt daran, dass die unnatürliche Form menschlichen Zusammenlebens in nahezu allen Teilen der Welt existiert, unterschwellig unsere Wahrnehmungen beeinflusst und von der Mehrheit Mensch Zeit ihres Lebens niemals hinterfragt wird.

In unnatürliche Gemeinschaften werden bestimmte Verhaltens- und Gedankenmuster vorausgesetzt, ohne dass vorher eine Absprache diesbezüglich stattgefunden hat. Dadurch fallen individuelle Wünsche und Fähigkeiten unter den Tisch. Es gibt einen "kleinsten gemeinsamen Nenner", der die Möglichkeiten des Handels zwar überschaubar macht, jedoch durch diese Einschränkung die natürlichen Entfaltungschancen jedes Einzelnen deutlich einschränkt.

Leben in unnatürlichen Gemeinschaften ist für viele Menschen zunächst sehr angenehm, da das oft als mühsam empfundene "In-sich-und-andere-hinein-horchen" entfällt und stattdessen gewisse Charaktereigenschaften vermutet oder gar unterstellt und erwartet werden können.

Langfristig birgt dieser zwischenmenschliche Umgang ein immenses Risiko sowohl für jeden Einzelnen als auch den ursprünglich angestrebten Zusammenhalt. Denn Menschen erlangen letztendlich nur durch intensive Eigen- und Fremdwahrnehmung das lebenserhaltende Gefühl der vollen Zufriedenheit. Eine Gemeinschaft, deren Mitgliedern diese Fähigkeit abhanden gekommen ist, wird über kurz oder lang scheitern und untergehen.

Kommunikation in zentral geführten Gemeinschaften

Der vertraute Normalzustand: Gedanken, Sorgen und Ängste werden zentral ("von oben") künstlich erdacht und millionenfach übernommen, ohne dass sich die KonsumentInnen jemals mit ihnen auseinander gesetzt haben. Die Folgen äußern sich in Minderwertigkeitskomplexen und gesellschaftlich Massenpsychosen. Individuelle Veränderungen sind innerhalb dieses Modells nur sehr eingeschränkt möglich. Der Wert eines Menschen misst sich an seiner Bereitschaft sich anzupassen - und somit letztendlich an seiner Unauffälligkeit.

Leben in unnatürlichen Gemeinschaften

Das "alte" Prinzip der gegenwärtigen, herkömmlichen Freizeitkultur: Der Ort des Geschehens liegt zentral, sehr viele Menschen strömen auf diesen einen bestimmten Punkt zu.

Beispiele:
Diskothek, Theater, Kino, Open-Air-Festival, Fußballstadion

Nachteile:
  • unnatürliches Maß einer Menschenansammlung mit oftmals nicht kontrollierbarer Gruppendynamik
    (Fußballstadion: bis zu 100.000 Menschen)
  • in der Regel hierarchische Herrschaftsstrukturen
    ("Türsteher"; "Rausschmeißer")
  • wenig bis gar kein Raum für individuelle Entfaltung
    und Darstellung eigener Interessen und Fähigkeiten
  • gleichgeschaltete Blickrichtung
    (Bühne, DJ, Kapelle, etc.)
  • Befriedigung von Grundbedürfnissen (Essen, Trinken, Austreten) ist eingeschränkt oder gar ausschließlich gegen Entlohnung möglich.


Bewertungskonflikte durch unnatürliche Gemeinschaften

Ist Dir auch schon einmal aufgefallen...

All diese Beobachtungen widerspiegeln deutlich den alltäglichen Bewertungskonflikt, denen Menschen zwangsläufig ausgesetzt sind, solange sie sich noch nicht eindeutig für eigene Maßstäbe entschieden haben. Denn auch bei den oben genannten Beispielen gilt: Wer ehrlich in sich hineinhorcht, wird merken, dass zahlreiche Bewertungsmaßstäbe, die wir regelmäßig anlegen, tatsächlich nicht aus uns selbst heraus kommen, sondern den Übereinkünften unnatürlicher Gemeinschaften entstammten.

Beispiel "Nahrungsaufnahme"


Viele Wege führen bekanntlich zum Ziel. Einige von ihnen sind steinig und unbequem, werden aber immer wieder gerne und regelmäßig beschritten, anstatt den eigentlich prima ausgeschilderten Direktweg zu wählen. Ein sehr passendes Beispiel ist die Nahrungsaufnahme, bei der es naturgemäß darum geht, bestimmte lebenserhaltende Stoffe aufzunehmen und darüber hinaus möglichst viel Freude am Geschmackserlebnis zu erfahren. Die Natur stellt hierzu eine riesige Palette an Möglichkeiten zur Verfügung. Geradezu paradiesisch ist die Auswahl an Getreiden und Nüssen, Obst- und Gemüsesorten. Auf diesem Planeten wachsen tausende von Arten, die dem Menschen alle wesentlichen Lebenssubstanzen "zum Nulltarif" zur Verfügung stellen. Millionen von Menschen haben dies erkannt und würdigen dieses wertvolle Geschenk, indem sie tagtäglich ausschließlich auf diese natürlichen Ressourcen zurückgreifen.

Andere Menschen hingegen gehen weiter, indem sie bestimmte Tierarten wie zum Beispiel Paarhufer, Hornträger, Vögel oder Weichtiere töten, um sich von ihren zu ernähren. Sie ignorieren somit das natürliche Interesse dieser Tierarten auf ein selbst bestimmtes Leben, nehmen als Schlächter in Kauf, das tierische Schmerzempfinden unmittelbar mitgeteilt zu bekommen und als Konsument mitunter gefährliche Lebensmittelvergiftungen zu erleiden.

In oftmals unendlich langen Diskussionen zu diesem Thema argumentieren Tierfleischverzehrer unaufhörlich vehement, der Mensch könne ohne Tierfleisch nicht überleben.

Der Konflikt:
Von heute auf morgen auf tierische Produkte zu verzichten, würde bedeuten, sich weitestgehend aus grundlegenden Übereinkünften einer (unnatürlichen) Gemeinschaft auszuklinken. Die meisten Menschen wollen vermeiden, unangenehm aufzufallen oder meinen, ihre (eigentlich sehr selbstbewusste) Entscheidung fortan rechtfertigen zu müssen.

Den ethischen Aspekt einer natürlichen pflanzlichen Ernährung anzuerkennen, würde zudem bedeuten, sich einzugestehen, bislang einen sowohl für Mensch als auch Umwelt schädlichen Weg beschritten zu haben. Insbesondere Tierschlachter würden enorm in der Gewissensklemme stecken, sobald ihnen klar würde, dass sie sich nicht bloß falsch ernährt haben, sondern den Tiermord oft jahrzehntelang als einen (von einer unnatürlichen Gemeinschaft anerkannten) Beruf ausgeübt haben.

Auf dem Prüfstand: Das natürliche Empfinden
Das natürliche Empfinden gegenüber toten Tieren und den entsprechenden Produkten tritt sehr schnell wieder zu Tage, sobald Ihre Konsumenten mit bislang unbekannten Darreichungsformen konfrontiert werden. Das beste Beispiel dazu liefern nahezu alle Europäer, wenn sie sich zu den in anderen Gegenden sehr beliebten Mahlzeiten aus Hunde- und Katzenfleisch zutiefst angewidert äußern. Für sehr viele Menschen auf dieser Erde ist es zudem unvorstellbar, sich von Schweinen oder Rindern zu ernähren.

Nun könnte man meinen, alles Neue und Ungewohnte koste den menschlichen Gaumen zunächst eine gewisse Überwindung. Träfe dieses Argument zu, würde dies bedeuten, dass bislang unbekannte Obst- und Gemüsearten ebenso einen spontanen Ekel erzeugen müssten. Dies ist jedoch in der Regel nicht der Fall.

All dies deutet darauf hin, dass das Verlagen nach tierischen Produkten nicht dem menschlichen Inneren entspringt, sondern entsprechend der jeweiligen Gegend "von Oben" übergestülpt wurde. Die Menge an Tierfleischverzehrern bildet somit eine weitere unnatürliche Gemeinschaft.

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